Familienarmut: Kindergrundsicherung als Alternative!?

Videodokumentation: Online-Lesung & Diskussion

„Ein armes Kind erweckt Mitleid, aber dieses Mitleid ändert die Verhältnisse nicht, es macht die Welt nicht gerechter,“ schreibt Anna Mayr in ihrem 2020 erschienenen autobiographischen Buch „Die Elenden“, aus dem sie am 28. April 2021 bei der Auftakt-Veranstaltung der Reihe „Umsteuern für den Kurswechsel – Soziale Ungleichheit im Blick“ gelesen hat.

Diese kurze Lesung der Autorin aus ihrem thesenstarken Buch eröffnete den Online-Abend zur Situation von Familien in Armut. Diskussionspartnerinnen waren die Autorin und ZEIT-Journalistin Anna Mayr; Dr. Irene Becker, Diplom-Volkswirtin und Autorin der EKiR Studie „Kinderarmut in Deutschland“; Prof. Dr. Irene Gerlach, Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP), Universität Münster; und Alexandra Schwedtmann, Geschäftsführerin, Diakonisches Werk im Ev. Kirchenkreis Dinslaken.

Warum gibt es keine Verbesserung der Situation von Familien in Armut?
In Deutschland lebt etwa jedes fünfte Kind in Armut, im Ruhrgebiet ist es an manchen Orten jedes dritte Kind. Geändert hat sich in den vergangenen Jahren wenig. Warum gibt es seit Jahren keine Verbesserung der Situation von Familien in Armut? Was bedeutet es in Armut aufzuwachsen? Kann eine Kindergrundsicherung helfen?

Die kontroverse Debatte spiegelte das politische Spannungsfeld wider
Die Diskutantinnen gingen diesen Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven nach. Die kontroverse Debatte spiegelt das Spannungsfeld wider, in dem sich die politischen Maßnahmen zur Bekämpfung von Kinder- und Familienarmut befinden.

Welche Hoffnungen werden in eine Kindergrundsicherung gesetzt? Wo werden Schwachstellen gesehen? Welche Rolle können Kirche und Diakonie einnehmen?

Eine Kooperationsveranstaltung der Akademie mit dem Bildungsprogramm Laboratorium 
Aufgezeichnet wurde die Online-Podiumsdiskussion am 28. April 2021 als Kooperationsveranstaltung der Evangelischen Akademie im Rheinland mit dem Laboratorium der evangelischen Kirchenkreise Dinslaken, Duisburg, Moers und Wesel.

Evangelische Kirche im Rheinland will Grundsicherung gegen Kinderarmut
Hintergrund der Veranstaltung ist Forderung der Evangelischen Kirche im Rheinland nach einer Kindergrundsicherung. Mehr dazu finden Sie auf der Themenseite der Evangelischen Kirche im Rheinland

Zu den Personen:
Die Diplom-Volkswirtin Dr. Irene Becker arbeitet als freie Wissenschaftlerin und ist Autorin der Studie „Kinderarmut in Deutschland“, die von der Evangelischen Kirche im Rheinland in Auftrag gegeben wurde. Becker plädiert für eine Kindergrundsicherung ein, die eine Vielzahl von Einzelhilfen durch einen einzigen Beitrag ablöst. Die Evangelische Kirche im Rheinland setzt sich mit anderen Akteur:innen für diese Option ein. Mehr Informationen

Professorin Dr. Irene Gerlach ist Mitgründerin des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik (FFP) in Münster. Ein Forschungsschwerpunkt der Politikwissenschaftlerin sind Fragen der Bildungs- und Betreuungspolitik. 2016 hat sie ein kritisches Gutachten zur Kindergrundsicherung verfasst.

Anna Mayr ist Journalistin der ZEIT und Autorin von „Die Elenden“. Sie wurde 1993 am Rand des Ruhrgebiets geboren und wuchs als Kind langzeitarbeitsloser Eltern in Armut auf. Sie ließ die Armut hinter sich, doch vielen gelingt das nicht. Die These von Anna Mayr: „Das ist so gewollt.“ Mehr Informationen

Alexandra Schwedtmann ist Sozialarbeiterin und Geschäftsführerin des Diakonischen Werks im Evangelischen Kirchenkreis Dinslaken. Die Notlagen von Menschen vor Ort sind ihr aus vielen Jahren der Praxis in der sozialen Beratung bekannt.

Die Moderation lag bei Till Kiehne , Studienleiter Gesellschaftlicher Zusammenhalt an der Evangelischen Akademie im Rheinland und Dieter Zisenis, Laboratorium der evangelischen Kirchenkreise Dinslaken , Duisburg, Moers und Wesel.