Weit verbreitete Sorge um den Klimawandel

Welche Rolle spielen unterschiedliche Lebenslagen bei der Sicht auf den Klimawandel? Gibt es Unterschiede, ob Menschen im ländlichen Raum oder einer Großstadt wohnen, im Osten oder im Westen Deutschlands? Wie beeinflussen Alter, Geschlecht, Bildung, die soziale und die berufliche Situation die Sorge um den Klimawandel? Antworten hat die Studie „Soziale Lebenslagen und die Sorge über den Klimawandel‟ der Hans-Böckler-Stiftung im April 2020 veröffentlicht.

Die Zahlen belegen, dass sich rund zwei Drittel der Befragten Sorgen um den Klimawandel machen. Zudem zeigen die Analysen, dass die Anzahl der Menschen, die sich um den Klimawandel Sorgen machen, zwischen 2017 und 2019 angestiegen ist. Die Studie nimmt daher an, dass eine verbreitete Sorge um den Klimawandel auf breite Unterstützung politischer Maßnahmen zum Klimaschutz durch die Bevölkerung schließen lässt.

Mehr Sorge in Westdeutschland

Doch für einzelne Gruppen gibt es laut Studie durchaus Unterschiede. Benachteiligte Schichten sorgten sich um den Klimawandel, aber eben auch um viele weitere gesellschaftliche Entwicklungen. In Ostdeutschland sei die Sorge um den Klimawandel weniger verbreitet als in Westdeutschland. Frauen sorgten sich mehr als Männer und auch bei Menschen mit höherem Bildungsabschluss ist die Sorge größer. Unterschiede zwischen den Generationen, Stadt und Land, Eltern und kinderlosen Paaren ließen sich aber nicht erkennen oder schwanden mit der Zeit.

Die Sorge über den Klimawandel ist für viele der Befragten in allen Lebenslagen also äußerst relevant – auch wenn Sorgen zur „Ausbreitung des Terrorismus“, der „Zunahme der Kriminalität“ und der „Entwicklung der sozialen Ungleichheit“ durchgehend über alle Erhebungszeitpunkte hinweg weiter oder ähnlich weit verbreitet sind. Generell zeigte sich, dass die schichtspezifischen Differenzen zwischen den Merkmalen in den absoluten Sorgen geringer ausfallen, urteilen Autorin Dr. Barbara Fulda und Autor Dr. Andreas Hövermann.

Klimafrage und aktuelle Krisen

Mit der Coronakrise traten aber andere Sorgen stärker in den Vordergrund. Das Thema Umwelt- und Klimaschutz stand laut Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer im Januar 2020 mit 45 Prozent auf Platz eins der wichtigsten Probleme. Im April waren es dann nur elf Prozent, die Klimaschutz so einordneten.

Eine aktuelle Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos anlässlich des Earth Days am 22. April 2022 zeigte aber, dass einer langen Liste internationaler Bedrohungen zum Trotz, Klimaschutz den Menschen wichtig bleibt. Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, steigende Preise haben die Klimafrage nicht verdrängt.

Rund 59 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger gab an, besorgt über die bereits jetzt in Deutschland zu beobachtenden Auswirkungen des Klimawandels zu sein. Über die Folgen der Erderwärmung in anderen Ländern zeigen sich hierzulande sogar 68 Prozent der Befragten besorgt. Immerhin 36 Prozent der Deutschen haben sich laut eigener Aussage erst kürzlich in den letzten zwei bis drei Wochen große Sorgen wegen der Klimakrise gemacht. Inwieweit es aktuell Verschiebungen für einzelne Gruppen in unterschiedlichen sozialen Lebenslagen gibt, bleibt weiteren Untersuchungen vorbehalten.

Zum Download der Studie „Soziale Lebenslagen und die Sorge über den Klimawandel‟ auf www.boeckler.de